Gütersloh. Um selbst bei einem Stromausfall handlungsfähig zu bleiben, investiert der Kreis Gütersloh umfassend in Kommunikationstechnik für die Leitstelle, Rettungswachen und Feuerwehrgerätehäuser. Hintergrund ist die drohende Gasmangellage im Winter. Vor deren Hintergrund hatte das NRW-Innenministerium die Kommunen und Kreise aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen zur Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit. Das Szenario: Ein Stromausfall über mindestens 72 Stunden. Die ‚Taskforce Energiemangellage‘, die sich seit mehreren Wochen bereits regelmäßig austauscht, sah dringenden Handlungsbedarf bei der Alarmierung in Notfällen. Für die Bürgerinnen und Bürger wäre bei einem Stromausfall der Rettungsdienst nicht erreichbar. Die Leitstelle, in der die Anrufe über 112 einlaufen, könnte weder Notarzt, noch Rettungswagen und Feuerwehr auf den Weg schicken. Es gehe darum die Grundstrukturen der Daseinsvorsorge aufrecht zu erhalten, Rettungsdienst, Feuerwehr und Hilfsorganisationen, so Dezernentin Dr. Angela Lißner. Der Kreisausschuss stimmte in seiner Sitzung am Montagnachmittag einstimmig den Plänen zu, unter anderem durch Satellitentelefone und Starlink-Satelliten-Internet den Kontakt zwischen den Einsatzkräften auch bei Stromausfall zu gewährleisten. Aufgrund der Höhe der Investitionen – 432.000 Euro Investition, 182.900 Euro laufende Kosten pro Jahr – muss sich der Kreistag in einer Woche am Montag, 26. September, abschließend mit der Vorlage beschäftigen.
Kommt es zu einem Stromausfall, sind die bestehenden Kommunikationssysteme nach wenigen Stunden wertlos. Festnetz, Mobilfunk und Internet fallen in kürzester Zeit aus. Auch die Basisstationen Digitalfunk sind bei Stromausfall lediglich für drei Stunden gepuffert. Das System zur Alarmierung der Einsatzkräfte, Digitale Alarm-Umsetzer, kurz DAU, hat einen Puffer von sechs Stunden. DAU muss man sich vorstellen wie eine Verteilerstation samt Antenne, über die der Alarm weitergeleitet wird.
Ansgar Kanther, stellvertretender Leiter der Kreisleitstelle, erläuterte den Politikerinnen und Politikern ein Hauptproblem: Man hätte bei einem Stromausfall zeitweise überhaupt keinen Kontakt zu den Rettungsdiensten. Würde ein Rettungswagen beispielsweise zu einem Einsatz nach Rietberg fahren und anschließend ein Krankenhaus ansteuern, gäbe es erst wieder einen Kontakt, wenn das Team beim so genannten Meldekopf zurückgekehrt sei. Sollte es zu einem längeren Stromausfall kommen, würden die Bürgerinnen und Bürger dazu aufgefordert sein, sich im Notfall direkt an die Feuerwachen, Polizeidienststationen und an die vermehrt auf den Straßen patroullierenden Polizeistreifen zu wenden. Damit daraufhin dann Rettungsmittel beziehungsweise Feuerwehr in Gang gesetzt werden können, schlägt die Taskforce Energiemangellage fünf Bausteine in der Vorlage für die Politik vor. Erster Baustein: Eine Grundausstattung Satellitentelefonie für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, beispielsweise Feuerwehr, Rettungsdienst. 62 Telefone sollen angeschafft werden, im Rettungsdienst sollen die Fahrzeuge jeweils mit einem ausgestattet werden. Kosten hierfür knapp 200.000 Euro plus rund 48.000 Euro laufende Kosten pro Jahr. Zweiter Baustein: Um eine Alternative im herkömmlichen Datenverkehr zu haben, spricht sich die Taskforce Energiemangellage für die Anschaffung des Satelliten-Internets Starlink der Firma SpaceX aus. So könne bei Ausfall der regulären Internetverbindung darauf ausgewichen werden, auch Telefonie sei über diese Leitung denkbar. Ziel ist, 17 Starlink-Business-Lösungen zu kaufen und damit Leitstelle, Meldeköpfe der Feuerwehren, sowie Einsatzleitung und Krisenstab auszustatten. 62.000 Euro Investition und laufende Kosten von rund 100.000 Euro pro Jahr sind hierfür veranschlagt. Baustein Nummer Drei sind digitale Meldeempfänger für alle Einheiten der Gefahrenabwehr. Für die Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes, des Malteser Hilfsdienstes und des Kreisrettungsdienstes sollen 260 Stück für 130.000 Euro angeschafft werden. Nicht alle Einheiten der Gefahrenabwehr sind bisher mit digitalen Meldeempfängern ausgestattet und werden teils per SMS oder via App alarmiert. Beides würde bei Stromausfall nicht mehr funktionieren. Punkt Vier in der Liste der Verwaltung sind die sogenannten Digitalen Alarm-Umsetzer (DAU). Das sind elektronische Einrichtungen samt Antenne, die über den Kreis verteilt etwa in Rettungswachen und Feuerwehrgerätehäusern installiert sind. Sie streuen den Alarm weiter in die Fläche auf die Geräte der Einsatzkräfte. Diese DAU nähern sich zum Teil dem Ende ihrer Nutzungsdauer. Sie sollen flächendeckend zunächst durch eine externe Firma überprüft und dann sukzessive ersetzt werden. Die Überprüfung wird mit 25.000 Euro veranschlagt. Schlussendlich, Punkt Fünf, soll der Krisenstab sowohl für Alarmierung als auch für Kommunikation ausfallsicher ausgestattet werden: 20 Digitale Meldeempfänger und zehn Satellitentelefone sind dafür vorgesehen. Kostenpunkt: Knapp 43.000 Euro plus 7.800 Euro laufende Kosten pro Jahr.