Eine Feier des Lebens – Die Spielzeit 2023/2024 am Theater Gütersloh

Foto: Theater Gütersloh (Klaus Frahm)

Das Theater Gütersloh pulsiert wieder. Das Programm der Spielzeit 2023/2024 schöpft erneut alle Möglichkeiten aus, die das Gastspielhaus in seiner Struktur und Architektur bietet. Die freundschaftliche Verbindung zu den Metropoltheatern ebenso wie die Anbindung an die freie Szene, Unterstützung von Sponsoren und Förderern und die Gewissheit eines begeisterungsfähigen, auch überregionalen Publikums, haben den Boden für einen facettenreichen Spielplan bereitet. In jeder Spielzeit entsteht auch neue Dramatik am Theater Gütersloh, meist mit einem thematischen Anknüpfungspunkt zur Stadt. So auch beim Saisonstart der Spielzeit 2023/2024, die nun von der Künstlerischen Leitung Christian Schäfer und Karin Sporer vorgestellt wurde.

Eröffnet wird die kommende Saison am Samstag, den 2. September 2023, mit der Uraufführung des Stückes „Bermpohl Bleiben“, das die mehrfach preisgekrönte Berliner Autorin Katharina Schlender für das Theater Gütersloh geschrieben hat. Es handelt sich um eine assoziative heutige Anlehnung an den 1833 in Gütersloh geborenen Gründervater der organisierten deutschen Seenotrettung, Adolph Bermpohl. Regie führt der Künstlerische Leiter des Theaters, Christian Schäfer. Das Ensemble um den jungen Protagonisten Alfons, gespielt von Constantin Gerhards, besteht zudem aus Christiane Hagedorn, Andreas Ksienzyk und dem für die Musik zuständigen Kim Efert.

Auf diesen Spielzeitauftakt folgt ein Gastspielprogramm mit ausgewählten Erfolgsproduktionen aus allen Himmelsrichtungen: Wenn Publikum und Presse am Berliner Ensemble einer umwerfenden Stefanie Reinsperger als Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ zu Füßen liegen, dann ist es nicht mehr weit bis Gütersloh. Wenn am Theater des Jahres, dem Schauspielhaus Bochum, perfekt in Szene gesetzte, heiter melancholische „Kinder der Sonne“ von Maxim Gorki entstehen, geht es zum Berliner Theatertreffen – und nach Gütersloh. Beide Destinationen steuert auch das Theater Basel mit einer ebenso ungewöhnlichen wie amüsanten Version von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ an. Vom Schauspiel Stuttgart werden umjubelte „Die Präsidentinnen“ vom früh verstorbenen österreichischen Sprachkünstler und Enfant terrible Werner Schwab erwartet. Das Schauspiel Düsseldorf gastiert mit Friedrich Dürrenmatts virtuos in Szene gesetztem modernen Klassiker „Die Physiker“. Schließlich verspricht die bereits international getourte Produktion „Dimanche“ der Company „Chaliwaté & Focus“ einen faszinierenden Mix aus Schauspiel, Figurentheater und Video.

Die Liste der prominenten Namen, die den Weg an die Dalke antreten werden, ist lang: Götz Schubert, Anja Kruse und Ingolf Lück, Helen Schneider, Leslie Malton und Felix von Manteuffel, Maria Schrader, Herbert Knaup und Samuel Finzi, Désirée Nick und Anouschka Renzi, Oliver Mommsen, Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer, Dagmar Manzel, Ralph Morgenstern, Jeanette Biedermann und Hugo Egon Balder.

Im Tanz wird der israelische Starchoreograf Ohad Naharin mit seiner „Batsheva Dance Company“ erstmals in Gütersloh zu Gast sein, während der zweite Besuch des „Ballets Jazz Montréal“ mit der in Kanada bereits bejubelten Produktion „Vanishing Mélodies“, zu Musik von Songpoet Patrick Watson, in Gütersloh Deutschland-Premiere feiern wird.

Große Oper gibt es mit „Dido & Aeneas/Time Travel“ von der „lautten compagney“ aus Berlin, die in einem raffinierten Doppelprogramm die Beatles auf Purcell folgen lässt. Das Landestheater Detmold ist mit Giacomo Puccinis „Turandot“ zu Gast. Besondere Aufmerksamkeit verdient die vom Theater Bremen zusammen mit dem Theater Bielefeld produzierte Inszenierung „Ich bin Carmen und das ist kein Liebeslied“, in der die im Iran geborene und in Deutschland ausgebildete Mezzosopranistin Hasti Molavian autobiographische Erlebnisse mit Motiven aus George Bizets „Carmen“ verknüpft. Erstmals in Ostwestfalen wird der Abend in der Reihe „Taschentheater“ zu sehen sein.

Ebenso im „Taschentheater“ soll mit „Gap of 42“ nicht nur ein faszinierendes Stück des modernen Zirkus über die Bühne gehen, sondern auch Arthur Schnitzlers eindrückliche Zweisamkeitsskizzen in einem „Reigen“ aus Bochum, während sechs Damen aus Münster das Stück „MutterSeelenAllein“ zum Weltfrauentag bevölkern. Mit dem Weihnachtsstück für Erwachsene, „Der Himmel über Nazareth (Holy Moly)“ von Fink Kleidheu, soll hier auch eine zweite Uraufführung des Theaters gezeigt werden. Unter der Regie von Ramin Anaraki ist als Spielort für das tragikomische Stück mit Christine Diensberg und Björn Jung die Skylobby des Gütersloher Theaters vorgesehen – passend zum Titel und praktisch für das Getränk zum Stück.

Für Musicalfans gibt es mit „Richard O’Brien‘s – Die Rocky Horror Show“, „Sugar“ nach Billy Wilders Film „Some like it hot“ und Stephen Sondheims „Company“ gleich mehrere Erfolgsgaranten.

Die beliebte Reihe „Theater-Stärkung“, für ein altersgemischtes Publikum ab 10 Jahren, beinhaltet in der kommenden Spielzeit Figurentheater mit „Heidis Geheimnis“; eine Vorstellung aus dem Bereich neuer Zirkus „Gap of 42“ und urbaner Tanz mit „Trial & Error“; Märchenhaftes mit „Der standhafte Zinnsoldat“ und Lehrreiches in „DWDW – Die Sache mit dem Wasser“. Im entsprechenden Abonnement können in der Saison 2023/2024 vier von fünf Vorstellungen ausgewählt werden.

Das Kinderprogramm bietet wieder eine große Bandbreite an Geschichten und Theaterformen. Musik für Kinder gibt es mit „Die Blecharbeiter“. Die Reihen „Hören Gehen“ und „Fidolino“ werden fortgesetzt und „Der Zauberer von Oz“ wird in einer Fassung für Schauspiel und Zupforchester dargeboten. Prall gefüllt ist das Weihnachtsprogramm mit „Pippi Langstrumpf“, „Der Löwe und die Maus“, „Die Engelphoniker“ und als nachweihnachtliches Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“.

Im Programm für Jugendliche sind in dieser Spielzeit wieder Produktionen platziert, die direkt an Unterrichtsstoffe anknüpfen oder die Lebenswirklichkeit von Jugendlichen widerspiegeln. Auf dem Programm stehen „Werther in Love“, „On Air: Woyzeck“, ein szenisches Hörspiel, „Die Physiker“, „Das Herz eines Boxers“ und „Rico, Oskar und die Tieferschatten“. Zudem gibt es eine spannende Produktion in Form einer TV-Show mit dem Titel „DWDW – Die Sache mit dem Wasser“ zu den Themen Klimawandel und Wasserknappheit sowie „Trial & Error“ – Akrobatik, Urban Dance und neuer Zirkus.

Sinfonische Musik wird im Neujahrskonzert von der Westfälischen Kammerphilharmonie Gütersloh und im Abonnement in der Reihe „Gütersloh Philharmonisch“ von der Nordwestdeutschen Philharmonie geboten. Auf dem Programm stehen das im Konzert selten gespielte, aber durch Aufnahmen und Bearbeitungen sehr bekannte Gitarrenkonzert „Concierto de Aranjuez“ von Joaquín Rodriguo. In „El Amor Brujo“ von Manuel de Falla wird mit Mayte Martín erstmals eine Flamenco-Sängerin bei Gütersloh Philharmonisch zu hören sein. Aber auch die festen Größen des klassischen Repertoires wie „Vier letzte Lieder“ von Richard Strauss und das Klavierkonzert Nr. 3 von Sergej Rachmaninow sind vertreten. 2023/2024 wird bereits die letzte Spielzeit von Jonathon Heyward als Chefdirigent der Nordwestdeutschen Philharmonie sein, sodass er voraussichtlich ein letztes Mal am Freitag, den 26. Januar 2024, in der Stadthalle Gütersloh dirigieren wird.

Bei einem „Wagnerfest auf der Orgel“ bekommt die im letzten Jahr restaurierte Kleuker-Orgel ihren großen Auftritt und ein Hauch von Bayreuth kann in der Stadthalle Gütersloh zelebriert werden. Der Organist Hansjörg Albrecht wird Ouvertüren und Vorspiele von Richard Wagner als Transkriptionen im Konzert lebendig werden lassen.

In der Reihe „Panoramamusik“ erwartet das Publikum wieder eine erlesene Auswahl an Kammermusikensembles. Mit dem „Trio Belli-Fischer-Rimmer“ gibt es ein Wiedersehen mit dem Schlagzeuger Johannes Fischer, der mit zwei Kollegen an Klavier und Posaune „Songs without words“ von Franz Schubert, Tom Waits und Kurt Weill präsentieren wird. Um den Stich der Tarantel und die daraus entstandenen Tarantellas geht es im Konzert „Beware the spider – Achtung Tarantel“ mit dem „Palisander“-Quartett aus London. „Uwaga!“, ein Crossover-Quartett mit klassisch ausgebildeten Virtuosen an Streichinstrumenten und Akkordeon, spielt das ebenso unterhaltsame wie tiefgründige Bachprogramm „Bach to the roots“. Mit dem jungen Ensemble „Bright Brass“ sind unterschiedlichste Originalkompositionen für Blechbläserquintett in der Reihe Panoramamusik vertreten.

Am Theater Gütersloh wurde das Kunstlied über viele Jahre in der Reihe „Forum Lied“ unter der Leitung von Prof. Peter Kreutz gepflegt. Ab der Spielzeit 2023/2024 wird diese Tradition unter neuer Leitung von Prof. Manuel Lange und dem neuen Titel „Fokus Lied“ fortgesetzt. An vier Sonntagvormittagen können Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Meisterklassen der Hochschule für Musik Detmold genauso erlebt werden wie bereits arrivierte Sängerinnen und Sänger, begleitet von ebensolchen Pianistinnen und Pianisten in ausgewählten Programmen.

Die Reihe „Klangkosmos Weltmusik“ bringt einmal mehr sehr verschiedene Musik, sei sie klassisch, folkloristisch, jahrhundertealt oder neu entstanden, profan oder spirituell, aus allen Winkeln der Erde zu uns. Mit Musik aus den Appalachen sind in der nächsten Spielzeit die USA vertreten, daneben Argentinien und Mexiko, Indien, Türkei, Iran und Bayern in abwechslungsreichen Formationen. Durch die Unterstützung der Bürgerstiftung Gütersloh kann „Klangkosmos Weltmusik“ auch in der Saison 2023/2024 bei freiem Eintritt stattfinden.

In der Reihe „Swing’in Sky“ ist wieder eine große Bandbreite swingender Sounds zu erleben: Das Duo „Cleo & David Grabowski“, Gesang und Gitarre, kommt mit einer Melange aus Modern Jazz und Pop. „Lazjazz“ nennt Ayça Miraç ihren vom Schmelztiegel der Schwarzmeerküste beeinflussten Stil. „Tango Transit“ spielt in der Besetzung Akkordeon, Kontrabass und Schlagzeug aus dem „German Songbook“ Volkslieder in grooviger Variante. Der begnadete Swing-Geiger Romeo Franz kommt mit einem Ensemble in Quintett-Besetzung und seinem breit gefächerten Repertoire aus Swing, Latin, Walzer und ungarischer Folklore.

Erstmals beinhaltet das Programm im Theater ein Konzertformat, das sich gezielt an Menschen mit demenziellen Erkrankungen und ihre Angehörigen beziehungsweise Betreuerinnen und Betreuer richtet, und die Funktion von Musik als Brücke in die Welt der Erinnerung nutzt. Mit „Erinnerungsstücke“ ist dieses Pilotprojekt überschrieben, das gemeinsam mit dem Fachbereich Soziales der Stadt Gütersloh, Abteilung Senioren- und Behindertenbeirat, und der Musikschule für den Kreis Gütersloh e. V. entwickelt wurde und von der Bürgerstiftung Gütersloh unterstützt wird.

Das theaterpädagogische Programm „Theaterspionage“ bietet wöchentliche Spielclubs für unterschiedliche Altersstufen sowie verschiedenste Projektformate. Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Anzahl der Ferien- und Wochenendworkshops ausgeweitet.

Für Erwachsene mit Lust am Theaterspielen besteht dazu die Gelegenheit unter der Leitung der „Bürgerbühne Gütersloh“ in den Räumen des Theaters. Die Bürgerbühne Gütersloh plant für die Spielzeit 2023/2024 wieder zwei Produktionen, im März und Juni 2024. Die thematische Ausrichtung wird in den nächsten Wochen entschieden. Mitspielerinnen und Mitspieler sind hier herzlich willkommen.

Angesichts von allgemeinen Preissteigerungen wird auch das Theater die Ticketpreise um zwei Euro erhöhen, im Kinder- und Jugendtheater um einen Euro. Gleichzeitig wird im Theatersaal eine neue, dritte Kategorie eingeführt, um den Einstiegspreis weiter niedrig halten zu können. Die Preise der Abonnements erhöhen sich auch lediglich um zwei Euro, der Preisvorteil vergrößert sich demnach.

Neben Preisänderungen gibt es auch im Abonnement-Bereich einige Neuerungen: Aus der Abo-Reihe „Die Oper“ wird „Oper & Mehr“. Hier werden zukünftig neben Opernaufführungen auch hochkarätig besetzte Produktionen an der Schnittstelle von Musik, Gesang und Literatur zu finden sein. „Forum Lied“ wird zu „Fokus Lied“. Neu ist die Abo-Reihe „Theater-Date“ mit ausgewählten Vorstellungen für ein junges Publikum.

Das Programm des Theaters Gütersloh in der Saison 2023/2024 wird unterstützt durch das Sponsorengremium „KulturPLUS+“ mit den Unternehmen Bertelsmann, Miele, Volksbank Bielefeld-Gütersloh, Nobilia, Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold, Beckhoff Automation sowie Stadtwerke Gütersloh, den Förderverein Theater in Gütersloh e. V., die Bürgerstiftung Gütersloh sowie unter deren Dach, die Reinhart-Müller-Stiftung für Kultur und Denkmalpflege, den Dr. Joachim Bauer Kulturfonds, das Kultursekretariat NRW Gütersloh.

Der Vorverkauf von Abonnements startet am Samstag, den 13. Mai 2023, 9.00 bis 14.00 Uhr, im ServiceCenter der Gütersloh Marketing GmbH, Berliner Str. 63, 33330 Gütersloh. Schriftlich eingegangene Abonnementsbestellungen können erst am folgenden Arbeitstag bearbeitet werden (gültig nach Vorverkaufsstart).

Der Verkauf von Einzelkarten für die gesamte Spielzeit 2023/2024 startet am Samstag, den 17. Juni 2023, 9.00 bis 14.00 Uhr, im ServiceCenter der Gütersloh Marketing GmbH, Berliner Str. 63, 33330 Gütersloh. Unter www.theater-gt.de sind Theaterkarten ab dem 17. Juni 2023, 9.00 Uhr, auch online erhältlich. Am 17. Juni 2023 können keine telefonischen Vorbestellungen entgegengenommen werden. Telefonische Vorbestellungen sind ab Dienstag, den 20. Juni 2023 möglich.