Freiwilliges Soziales Jahr bei der AWO an der Gesamtschule Harsewinkel

Alex Chacon, 26 kommt aus Kolumbien und macht seit dem 01. August 2023 ein freiwilliges, soziales Jahr bei der AWO, Kreisverband Gütersloh. Sein Einsatzort ist die Gesamtschule in Harsewinkel.

Frage: Alex, Du bist an der GE im Schulalltag unterstützend mit in den Klassen 5 bis 11. 

Welche Tätigkeiten machst Du in der Schule genau?

Alex Chacon: Eine meiner grundlegenden und wichtigsten Aufgaben ist es, Jugendlichen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren in verschiedenen Fächern Unterstützung anzubieten, wie zum Beispiel: Spanisch AG oder bei Schülern der Sekundarstufe, Musik, Sport, Englisch und Deutsch. Meine Hauptaufgaben bestehen darin, Lehrkräfte im Unterricht zu entlasten, bei Aktivitäten zu helfen und den Schülern bei Fragen zu den Lehrinhalten zu unterstützen. Ich unterstütze auch im DaZ, Deutsch als Zweitsprache, für Schüler, die aus anderen Ländern kommen und Deutschkenntnisse für ihre Integration in die Schule und das Land benötigen. Darüber hinaus helfe ich Schulsozialarbeiter*innen oder Lehrer bei speziellen Projekten, die in der Einrichtung oder außerhalb stattfinden. In diesen Bereichen erleben wir Erfahrungen außerhalb des schulischen Kontextes, in denen das persönliche Wachstum der Kinder und Jugendlichen der Gesamtschule gefördert werden soll. Und schließlich, aber nicht weniger wichtig, bin ich bei der Übermittagsbetreuung tätig und spiele auf dem Schulhof mit den Kindern.

Frage: und was machst du am liebsten?

Alex Chacon: Jede Aufgabe ist wirklich wichtig, aber um ehrlich zu sein, genieße ich es besonders, Zeit mit den Kindern zu verbringen, ihre Sichtweise auf das Schulleben zu verstehen, mich mit ihnen zu verbinden und sie als „Freund“ zu unterstützen, gleichzeitig aber auch als Fachkraft. Es ist eine der befriedigendsten Erfahrungen, die ich machen kann. Was mir am meisten Freude bereitet, was die Unterstützung der Schüler betrifft, ist das Unterrichten von Sprachen wie Spanisch, Englisch und Deutsch. Ich habe Erfahrung in diesem Bereich und spüre das echte Interesse der Jungen und Mädchen daran, eine neue Fremdsprache zu lernen. Das zeigt mir auch, dass sie Interesse daran haben, etwas über andere Kulturen zu erfahren, insbesondere über meine lateinamerikanische Kultur.

Frage:  Was war für dich neu, bezogen auf Schule? Was es vielleicht in Kolumbien so nicht gibt?

Alex Chacon: Für mich war es insgesamt eine neue Erfahrung, da das deutsche und kolumbianische Schulsystem sehr unterschiedlich ist. Außerdem ist die Gesamtschule in einer relativ kleinen Stadt, wie Harsewinkel international. Hier finden wir Schüler aus deutschen, türkischen, nahöstlichen und anderen europäischen Familien, was bedeutet, dass die Schüler die Kulturen ihrer Mitschüler akzeptieren und empathisch sein müssen. Für mich ist es wertvoll zu sehen, wie die Schüler in solchen 

Situationen interagieren. Es erstaunt mich, wie anpassungsfähig und flexibel der Mensch sein kann. Persönlich habe ich viel aus dieser Erfahrung gelernt.

Frage:  Du hast in diesem Jahr insgesamt 25 Seminartage. 20 davon hast du absolviert. 

Was hast du auf diesen Seminartagen gelernt?

Alex Chacon: An den insgesamt 3 Seminarwochen, in verschiedenen Städten in OWL teile ich mit anderen FSJler*innen Geschichten über unsere individuellen Erfahrungen und lernen auch über verschiedene kulturelle Themen, Integration usw. Für mich als Ausländer in Deutschland sind diese Seminare sehr interessant und unterhaltsam, weil ich viele Menschen kennenlerne, mehr über die deutsche Kultur erfahre und mich als Mensch weiterentwickle. Ich weiß, dass es aus der Perspektive der Deutschen genauso ist, weil ich die Gelegenheit hatte, mit ihnen zu sprechen, und sie sagen, dass sie glücklich sind, solche Erfahrungen zu machen. Außerdem habe ich monatlich ein internationales Seminar, bei dem der Schwerpunkt hauptsächlich auf der Integration in die Kultur liegt, indem wir verschiedene Sehenswürdigkeiten in Deutschland kennenlernen und besuchen. Persönlich mag ich diese Aktivitäten sehr, weil sie mich aus meiner Komfortzone herausholen, mir helfen, mich zu integrieren und mehr Freunde zu finden, während ich mich mit interessanten Themen beschäftige. 

Frage:  Bekommst du für dein freiwilliges, soziales Jahr Geld?

Alex Chacon: Ja, ich erhalte von der AWO monatlich 465 € Taschengeld. Darüber hinaus unterstützt mich der Förderverein der Gesamtschule monatlich mit 30 € für mein Busticket. Diese Unterstützung ist für mich eine große Hilfe, da sie mir hilft, meine Erfahrungen in Deutschland aufzubauen und mir finanzielle Freiheit und Unabhängigkeit gibt.

Frage:  Wem würdest du so ein freiwilliges soziales Jahr empfehlen?

Alex Chacon: Generell empfehle ich diese Erfahrung Menschen, die Kontakt zu anderen suchen, die Freundlichkeit und Empathie für Kinder und Jugendliche empfinden, sowie für Personen, die zwischenmenschliche Fähigkeiten erlernen möchten. Man lernt viel über das Leben und die Herausforderungen, die mit der Unabhängigkeit einhergehen. Wenn du gerne unterstützt und eine Verbindung zu Kindern und Jugendlichen hast, ist dies deine Chance, deine Fähigkeiten zu zeigen und eine der besten Erfahrungen deines Lebens zu machen.

Diese Erfahrung ist auch attraktiv für Personen, die möglicherweise in Zukunft im Bildungsbereich in Deutschland arbeiten möchten, da sie Werkzeuge des Wissens bietet und man tagtäglich erlebt, wie das schulische Umfeld ist.

Frage:  Was ist für dich typisch deutsch?

Alex Chacon: Die deutsche Kultur ist für mich im Allgemeinen eine andere Art, das Leben zu betrachten. Z. B. die Pünktlichkeit, typisches deutsches Essen, kulturelle Angebote sind anders als in Kolumbien.

Täglich lerne ich von dieser Kultur und fühle mich von den Deutschen, insbesondere bei meiner Arbeit an der Gesamtschule Harsewinkel, willkommen geheißen. Dort empfinde ich eine immense Unterstützung von den Lehrer*innen, den anderen AWO-Mitarbeiter*innen, den Sekretärinnen und der Schulleitung. An dieser Stelle möchte ich Frauke Röttger danken, denn sie war eine entscheidende Unterstützung in meiner Erfahrung als Freiwilliger. Danke für deine Geduld und jede Hilfe, die du mir gegeben hast.

Frage:  Was wünscht Du dir für deine Zukunft?

Alex Chacon:  Dank dieser Erfahrung habe ich meine Deutschprüfung B2 bestanden, was mir hilft, andere Möglichkeiten in meiner beruflichen und persönlichen Laufbahn zu ergreifen. Meine Pläne für die Zukunft sind zu diesem Zeitpunkt sehr klar. Ich muss betonen, dass ich zu Beginn meines FSJ keine Ahnung hatte, was ich nach Abschluss der Erfahrung in Deutschland machen könnte. Jetzt weiß ich jedoch, dass ich meinen Master (American Studies) an der Universität Bielefeld studieren werde, um eine akademische und berufliche Erfahrung in diesem Land zu haben, das mir so viele gute Dinge gebracht hat. Obwohl es nicht einfach ist, weiß ich, dass mit Ausdauer und harter Arbeit die Ziele, die wir uns setzen, erreicht werden können.

Frage:  Möchtest du uns noch etwas mitteilen?

Alex Chacon:   Das Einzige, was ich erneut zum Ausdruck bringen möchte, sind meine Dankbarkeit. Auf irgendeine Weise möchte ich nach Abschluss meines FSJ weiterhin eine Verbindung zur Gesamtschule haben, weil ich diesen Ort sehr schätze. Ich bin sicher, dass die Person, die meine Stelle an der Schule übernimmt, eine genauso positive oder sogar noch bessere Erfahrung machen wird wie ich. An dich, der dies liest und Interesse daran hat, unser nächster Freiwilliger an der Gesamtschule Harsewinkel zu sein: Wir erwarten dich mit offenen Armen. Du wirst eine erstaunliche Erfahrung machen. Worauf wartest du? Let´s go. Vamos amigo.

Hat Alex dein Interesse auf ein freiwilliges, soziales Jahr bei der AWO geweckt?

Hast du Fragen, melde dich bitte bei uns: frauke.roettger@ge-hsw.de  mobil: 01590-4298449

alex.chacon@ge-hsw.de

Foto: AWO