Gütersloh. Das Telenotarztsystem wird nun auch im Kreis Gütersloh eingeführt. Das Pilotprojekt wurde am Mittwoch, 27. Januar, im Ausschuss für Gesundheit des Kreises vorgestellt. Neue Rettungswagen werden ab sofort mit der entsprechenden Technik ausgestattet. Außerdem sollen ab diesem Jahr jährlich vier Rettungswagen aus dem Bestand technisch umgerüstet werden.
Da die Fahrzeuge zu diesen Terminen ohnehin technisch auf den neuesten Stand gesetzt werden, ist die Umrüstung für das Telenotarztsystem besonders wirtschaftlich. Der Kreis Gütersloh rechnet mit Kosten von ungefähr 25.000 Euro pro Rettungswagen, also 100.000 Euro jährlich.
Nach den Kreisen Höxter, Lippe und Paderborn sind nun sämtliche Rettungsdienstbereiche im Regierungsbezirk Detmold in das Pilotprojekt Telenotarzt in OWL einbezogen und bilden die Trägergemeinschaft TNA-OWL. Dazu gehört auch der Kreis Gütersloh. In der Stadt Bielefeld sowie im Kreis Paderborn, beides Kernträger des Projekts, sollen die beiden Betriebsstätten der gemeinsamen Telenotarztzentrale eingerichtet werden.
Als Telenotarzt bezeichnet man besonders ausgebildete und erfahrene Ärzte, die von einer Telenotarztzentrale aus bei Bedarf die Rettungskräfte vor Ort mithilfe modernster Technik bei der Patientenversorgung unterstützen können. Von der Einsatzstelle und aus dem Rettungswagen kann der Telenotarzt per Video zugeschaltet werden. Dabei werden auch die Vitaldaten des Patienten in Echtzeit übermittelt und können vom Telenotarzt befundet werden.
Der Telenotarzt ist für die Rettungskräfte vor Ort auf Knopfdruck zuschaltbar. Damit ist er im ländlichen Raum häufig schneller als der physisch anwesende Notarzt verfügbar. Im Notfall, beispielsweise bei Herzinfarkt oder Schlaganfall, kann das entscheidend sein und Leben retten. Außerdem kann der Telenotarzt mehrere Einsätze oder Patienten gleichzeitig versorgen. Einsätze, bei denen die physische Anwesenheit eines erfahrenen Notfallmediziners unabdingbar ist, wird es jedoch immer geben. Somit soll der Telenotarzt das Notarztsystem nicht abschaffen, sondern ergänzen.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann unterzeichnete im Februar des vergangenen Jahres gemeinsam mit den Kommunalen Spitzenverbänden, den Krankenkassen als Kostenträgern sowie den Ärztekammern eine Absichtserklärung, gemäß der künftig für ganz NRW Telenotarztzentralen eingerichtet werden sollen. Nach einer von der Landesregierung beauftragten Bedarfs- und Potenzialanalyse der Universität Maastricht werden in Nordrhein-Westfalen zwölf bis 16 Systeme benötigt. Das entspricht einer Versorgung von jeweils einer Million bis 1,5 Millionen Menschen.