Gütersloh. In einem fremden Land krank zu sein und medizinische Hilfe zu suchen, ist keine einfache Herausforderung. Wer das schon einmal bei einem Urlaub in einem fremden Land erlebt hat weiß, welche Probleme damit verbunden sein können. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Migranten, die nach Deutschland kommen, sich auch mit solchen Fragen beschäftigen: Wie finde ich mich im deutschen Gesundheitssystem zurecht? Welche Unterstützung kann ich von meiner Krankenkasse erwarten? Wo finde ich Hilfe, wenn ich gesundheitliche Probleme habe? Für diese und weitere Fragen gibt es im Kreis Gütersloh das interkulturelle Gesundheitsprojekt ‚Mit Migranten für Migranten‘, kurz MiMi genannt.
Ziel des Projektes ist es, Menschen mit Migrationshintergrund mit Hilfe von geschulten Gesundheitsmediatorinnen und -mediatoren in ihrer Muttersprache über das deutsche Gesundheitssystem zu informieren und damit über Angebote wie beispielsweise die Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen aufzuklären. Dies findet im Rahmen von Informationsveranstaltungen unter anderem in Nachbarschaftstreffpunkten, Schulen, Volkshochschulen, Rathäusern, Familien- und Bürgerzentren, Wohlfahrtsverbänden und Kulturvereinen statt. Mitarbeitende oder Ehrenamtliche in solchen Einrichtungen haben die Möglichkeit, die Gesundheitsmediatorinnen und -mediatoren, auch MiMis genannt, für Informationsveranstaltungen anzufragen.
Hierfür gibt es seit Anfang 2016 eine Koordinationsstelle, die die MiMis in der passenden Sprache und dem gewünschten Thema vermitteln kann. Für weitere drei Jahre wurde die Finanzierung der Koordinationsstelle nun sichergestellt: Der Kreis Gütersloh, die Betriebskrankenkassen Bertelsmann und Miele sowie die AWO OWL haben die gemeinsame Kooperationsvereinbarung bis Ende 2023 verlängert.
Das Gesicht der Koordinationsstelle ist Anila Börger. Sie ist im Fachdienst für Migration und Integration der AWO OWL in Gütersloh angesiedelt. Börger vermittelt die MiMis nicht nur, sondern sie ist auch verantwortlich für den fachlichen Austausch der Gesundheitsmediatorinnen und -mediatoren untereinander, bearbeitet Anfragen zum Projekt und unterstützt bei der Planung und Durchführung von Schulungen und Fortbildungen. So wurden die rund 30 Gesundheitslotsen, wie die MiMis auch genannt werden, bereits in 13 Themen wie beispielsweise Kindergesundheit und Unfallprävention, Impfschutz, Gewaltprävention und seelische Gesundheit geschult.
Aktuell werden im Rahmen einer bundesweiten Kampagne mit dem Thema ‚Familien unter Stress‘ Tipps und Anregungen zur Verhinderung von Gewalt in der Familie vermittelt. Im Rahmen der Corona-Pandemie hat die Zeit der Kontaktbeschränkungen und häuslichen Isolation für Familien besondere Belastungen mit sich gebracht. Beengte Wohnverhältnisse, unsichere Zukunftsaussichten und fehlende Strukturen im Alltag tragen dazu bei, vorhandene familiäre Konflikte zu verstärken. Die mehrsprachigen MiMi-Veranstaltungen sollen dazu beitragen, dass die Corona-Zeit von Familien mit Migrationshintergrund besser bewältigt werden kann.
Interessierte wenden sich an Anila Börger, Tel. 0160 93030263 oder E-Mail: anila.boerger@awo-owl.de, donnerstags von 10 bis 13 Uhr und nach Vereinbarung.
Zum Thema: MiMi-Gesundheitsprojekt
Bundesweiter Träger des mehrfach ausgezeichneten MiMi-Gesundheitsprojekts ist seit 2003 das Ethno-Medizinische Zentrum e.V. und der Kreis Gütersloh ist seit 2009 Standortprojektträger, unterstützt von den Projektförderern Bertelsmann BKK und BKK Miele. Seit Anfang 2016 ist die Koordination der MiMi-Gesundheitslotsen bei den Fachdiensten für Migration und Integration des AWO Bezirksverbands OWL e.V. in der Königstraße 52 in Gütersloh angesiedelt.
Damit die Corona-Zeit von Familien besser bewältigt werden kann, hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hilfreiche Tipps veröffentlicht. Die Broschüre mit dem Titel ‚Eine Ausnahmesituation für die gesamte Familie‘ enthält die wichtigsten Hinweise zu Techniken der Deeskalation, zur Selbstfürsorge und Unterstützung der emotionalen Stabilität von Kindern. Damit gibt die Broschüre Tipps und Anregungen zur Verhinderung von Gewalt in der Familie durch die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Zeit und ist in 26 Sprachen online (www.mimi-gegen-gewalt.de) und in Druckform erhältlich. Herausgeber der kostenlosen Broschüre ist die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und das Ethno-Medizinisches Zentrum e.V.
Archivfoto: Das MiMi-Projektteam. Bei dem Foto handelt es sich um ein Archivbild aus dem Jahr 2017. Foto: Kreis Gütersloh