Gütersloh. Ein Neuanfang in einem fremden Land ist immer mit enormen Herausforderungen verbunden. Besonders die Sprachbarriere stellt eine große Schwierigkeit dar. Die Fortbildungsakademie der Wirtschaft Bielefeld (FAW) und das Jobcenter des Kreises Gütersloh bieten nun gemeinsam den Kurs „Women in Progress“ an, bei dem 16 arbeitssuchende Migrantinnen aus acht Ländern diese Schwierigkeiten überwinden können. Der Kurs ist eine Kombination aus dem Erlernen der Sprache und dem Erwerb berufsspezifischer Kompetenzen für Bereiche wie Gastronomie oder Hauswirtschaft. Binnen 13 Monaten können die Teilnehmerinnen einerseits ihr Sprachniveau verbessern und lernen andererseits schwerpunktmäßig berufsvorbereitendes Fachvokabular.
Das übergeordnete Ziel ist dabei, die Frauen zur Eigeninitiative zu bewegen und ihr Selbstvertrauen zu stärken. „Die Frauen sind sehr motiviert. Alle beteiligen sich regelmäßig an den Kursen und sind mit viel Engagement dabei“, resümiert Jürgen Blomeier von der Abteilung Arbeit und Ausbildung des Jobcenters. Zusammen mit seinen Kollegen bewirbt er die Qualifikationskurse in Beratungsgesprächen.
Die Frauen erwerben Kompetenzen entsprechend der Tätigkeit einer Hauswirtschaftshelferin. Dazu zählen zum Beispiel das Zubereiten und Servieren von Speisen und Getränken oder die Personenverpflegung zu verschiedenen Anlässen.
Der Kurs findet in zwei Teilen statt und wird von der Sozialpädagogin Jacqueline Christoffer und der Ausbilderin Kerstin Riede – beide von der FAW Bielefeld – geleitet: Während der ersten acht Wochen wird die Eignung der Frauen für den Kurs zum Beispiel im Hinblick auf Motivation, Sprachniveau, Interessen und Vereinbarkeit mit der Familie geprüft. Voraussetzung für die Teilnahme am Kurs ist außerdem mindestens das Sprachniveau A2 in Deutsch. Da der Kurs immer vormittags stattfindet, ist die Kinderbetreuung gesichert.
Der zweite Teil dient der Weiterbildung der Frauen und beinhaltet zusätzlich Mathe- und EDV-Unterricht sowie drei Praktika im Umfang von insgesamt acht Wochen. „Gerade die Praktika sind für die Entwicklung der Frauen enorm wichtig, da sie die Offenheit im Umgang mit anderen Menschen fördern und auf den beruflichen Alltag vorbereiten“, sagt Kursleiterin Kerstin Riede. Die Frauen kümmern sich eigenständig um ihre Praktikumsstellen, werden aber im Hinblick auf den Vertrag unterstützt. Darüber hinaus finden begleitende Besuche während des Praktikums statt. Unterstützt von den Mitarbeitern des Jobcenters können die Teilnehmerinnen ihre Stärken und Wünsche herausfinden und sich so fit für das Berufsleben machen.
Aufgrund der Coronasituation mussten in diesem Jahr fünf Monate des Kurses in Form von Onlineunterricht abgehalten werden. Per Videoschalten erlernten die Teilnehmerinnen nicht nur theoretisches Wissen, sondern konnten sich auch weiterhin in der Praxis verbessern. Statt in der Gemeinschaftsküche kochten die Teilnehmerinnen also zuhause.
Am Ende des Kurses bekommen die Teilnehmerinnen ein Zertifikat von der FAW Bielefeld, mit dem sie ihre Qualifikation bei potenziellen Arbeitgebern belegen können. Vier der 16 Teilnehmerinnen haben sogar schon eine Festanstellung sicher oder in Aussicht, zum Beispiel in einer Kita oder in der Altenpflege. Blomeier: „Ziel ist die dauerhafte Integration in den ersten Arbeitsmarkt.“
Blomeier und die Kursleiterinnen freuen sich, im nächsten Frühjahr einen weiteren Kurs dieser Art anbieten zu können.