Bundestagswahl: Rekord: Kreis erwartet über 100.000 Briefwähler

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Gütersloh. Dass der Briefwahlanteil bei der diesjährigen Bundestagswahl schon aufgrund der Coronavirus-Pandemie weiter steigen würde, kommt nicht überraschend. In welcher Menge aber seit Mitte August Wahlscheinanträge gestellt wurden, lässt selbst die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den kommunalen Wahlämtern staunen: Kreisweit hatten bis zum Donnerstagabend, 16. September, bereits knapp 98.000 Bürger in den Rathäusern im Kreis Gütersloh die Zusendung von Briefwahlunterlagen beantragt oder gleich direkt dort gewählt. Dies teilte das Wahlamt der Kreisverwaltung jetzt mit. Kreisweit entspricht dies aktuell einem Anteil von knapp 37 Prozent der rund 263.000 Wahlberechtigten im Kreisgebiet. Spitzenreiter im Kreis ist die Gemeinde Steinhagen; dort hatten bereits fast 43 Prozent der Wahlberechtigten Briefwahl beantragt. Beim Kreis rechnet man damit, dass in dieser Woche die Marke von 100.000 Briefwählern deutlich überschritten wird.

Die aktuellen Zahlen stellen im Vergleich zu allen bisherigen Wahlen einen Rekordwert dar, der neben der allgemein steigenden Beliebtheit der Briefwahl und der Corona-Pandemie auch mit der per QR-Code einfacher gewordenen Beantragung zu erklären ist. Bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr, die ebenfalls unter Pandemiebedingungen stattfand, hatten über 65.000 Wähler, das heißt rund 41 Prozent der Wahlberechtigten per Brief gewählt und bereits da einen Rekord aufgestellt. Bei einer ähnlichen Wahlbeteiligung wie bei der Bundestagswahl 2017, damals 75 Prozent der Wahlberechtigten im Kreisgebiet, würde bei der bevorstehenden Bundestagswahl somit mehr als jeder zweite Wähler seine Stimme per Brief und nicht im Wahllokal abgeben.

Für die Mitarbeiter der Wahlämter in den Rathäusern ist die Rekordbeteiligung bei der Briefwahl deshalb eine logistische Herausforderung. An Umschlägen, Merkblättern und Stimmzetteln für die Briefwahl wird es ihnen zwar nicht mangeln, da sie sich wegen der Pandemie vorsorglich auf eine Briefwahlbeteiligung von bis zu 50 Prozent der Wahlberechtigten eingerichtet hatten. Eine weitere Kehrseite des Briefwahlrekords aber: Derzeit müssen die Kommunen im Kreisgebiet bis zu 60 Mitarbeiter für das Briefwahlgeschäft abstellen. Personalkosten, die der Bund den Kommunen nicht erstattet. Auch die Zahl der Briefwahlvorstände wurde von kreisweit 76 bei den Kommunalwahlen 2020 schon vor Beginn der Briefwahl auf 85 erhöht. Die Rekordzahlen sorgten in den vergangenen Tagen jedoch dafür, dass in den Kommunen nachgesteuert wurde, sodass aktuell 102 Briefwahlvorstände am kommenden Sonntag ab 18 Uhr die Briefwahlstimmen auszählen. Deshalb wird auch eine dreistellige Anzahl an Wahlhelfern mehr benötigt, damit der Wahlabend nicht zu lang wird.