Gütersloh. In einer Sondersitzung des Kreisausschusses informierten am Dienstagnachmittag Landrat Sven-Georg Adenauer sowie die Vorstände der Kreissparkasse Halle (Westf.), Henning Bauer, der Kreissparkasse Wiedenbrück, Werner Twent, und Thorsten Helbig von der Zeb den Kreistagspolitikerinnen und -politikern über die laufenden, ergebnisoffenen Sondierungsgespräche zwischen beiden Instituten. Die Zeb mit Hauptsitz in Münster ist eine auf den Finanzsektor spezialisierte Beratungsfirma, die die Gespräche zwischen den beiden Kreissparkassen begleitet. Entscheidungen über eine mögliche Fusion beider Häuser würden frühestens im September fällig, so Helbig über den zweistufigen Zeitplan. Aktuell sei man in Phase 1. Entscheiden müssen am Ende die Gremien der beiden Träger, also der Kreistag und der Stadtrat Rheda-Wiedenbrück. Der Kreis Gütersloh ist zu 100 Prozent Träger der Kreissparkasse Halle (Westf.), zu 70 Prozent bei der Kreissparkasse Wiedenbrück, die restlichen 30 Prozent hält die Stadt Rheda-Wiedenbrück. Landrat Adenauer ist Verwaltungsratsvorsitzender in Halle (Westf.), in Wiedenbrück gehört er dem Verwaltungsrat an, Vorsitzender ist hier Kreistagsmitglied Klaus Dirks (CDU). Grundsätzlich wohlwollende Signale was die laufenden Fusionsgespräche angeht gab es nach zwei Stunden Sitzung von Seiten der CDU, der GRÜNEN, der FDP, der FWG/UWG sowie der AfD. Vorbehalte kamen aus den Reihen der SPD.
Neben den bereits kommunizierten Gründen für die Fusionsgespräche, die sich bei den genossenschaftlichen Instituten und den Sparkassen bundesweit gleichen, stand unter anderem die Partnerwahl im Mittelpunkt der Sitzung. Die Kreisausschussmitglieder fragten etwa nach Gründen, warum ausgerechnet die Kreissparkassen Gespräche führten, deren Geschäftsgebiete nicht lückenlos nebeneinander lägen, die Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold aber außen vor sei. Landrat Adenauer erklärte, dass 2021 die Kreissparkasse Wiedenbrück allen anderen Sparkassen im Kreis Gütersloh ein Gesprächsangebot gemacht habe, aber lediglich Halle sich gerührt habe. 2017 hatte der Landrat bereits mit einer Informationsveranstaltung für eine große Sparkasse im Kreis geworben, erste Gesprächsangebote aus Wiedenbrück 2019 waren zunächst im Sande verlaufen. Nach Aufnahme der jetzt laufenden Gespräche zwischen den beiden Kreissparkassen habe sich auch Gütersloh-Rietberg-Versmold gemeldet, berichtet Bauer. Aber eben nur in Halle, nicht in Wiedenbrück. Dies habe man nicht weiter verfolgt mit dem Hinweis, dass man sich bereits in vertraulichen Gesprächen mit Wiedenbrück befinde.
Historischer Exkurs am Rande: Twent erinnerte daran, wie es dazu kam, dass jetzt auch der Stadtrat Rheda-Wiedenbrück über eine mögliche Fusion mitentscheidet. Verantwortlich dafür ist indirekt das Land NRW, dass 1985 moniert habe, dass ein Kreis Träger zweier Kreissparkassen sei. Um damals einer Zwangsfusion aus dem Weg zu gehen, habe man die verbrieften Sonderrechte der Stadt – die Stadtsparkassen Rheda und Wiedenbrück waren in den 30er-beziehungsweise 40er-Jahren in der Kreissparkasse Wiedenbrück aufgegangen – in Trägeranteile umgemünzt.
Nach einer Vorstellung der beiden Häuser in Zahlen erläuterten Twent und Bauer die eigentlichen Gründe für die aufgenommen Gespräche und den Fusionsdruck in der Branche, der nicht nur im Sparkassensektor landesweit herrsche, sondern auch bei den genossenschaftlichen Banken. Gerade die, so Bauer, hätten sich in der Region bereits positioniert. Vier Gründe führten Bauer und Twent aus und erläuterten sie im Wechsel: Unsicheres Marktumfeld – Stichwort unter anderem Zinsentwicklung –, Fachkräftemangel beziehungsweise Arbeitgeberattraktivität, Nachhaltigkeit – die Finanzierung der grünen Transformation und die stark zugenommen Regulatorik. Zum letzteren: Die Regularien, die Kreditinstitute zu beachten hätten, würden stetig zunehmen. Die Kosten seien von kleinen Häusern kaum noch aufzufangen, prozentual macht es kleinen Einheiten einen viel höheren Kostenanteil aus. Ein Beispiel: Basel 1, ein Regelwerk zur Kreditvergabe, kam noch mit 60 Seiten aus, Basel 3 bringe es auf 6.400. Zum Fachkräftemangel: Rund 30 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden die Kreissparkasse Wiedenbrück in den nächsten sechs bis sieben Jahren verlassen, die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen sei über 50 Jahre alt. In einer größeren Einheit mit besseren beruflichen Perspektiven für den Einzelnen könne man leichter Fachkräfte anwerben. Man verspreche sich durch einen Zusammenschluss auch ein Plus an Arbeitgeberattraktivität. Was die Finanzierung der grünen Transformation angeht, erläuterten die Vorstände, dass es ein mehr an Eigenkapital Bedarfe, um diesen mitzugestalten. Auch das spräche für einen Zusammenschluss.
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Die Kreissparkasse Halle (Westf.) kommt auf eine Bilanzsumme von knapp 1,4 Milliarden Euro (2021). 187 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen Kundinnen und Kunden in Borgholzhausen, Halle (Westf.), Steinhagen und Werther (Westf.), 61.998 Einwohnerinnen und Einwohner leben im Geschäftsgebiet, das Institut betreut 85.000 Kundenkonten, es gibt vier Filialen und vier SB-Standorte. Die Kreissparkasse Wiedenbrück kommt auf eine Bilanzsumme von knapp 3,4 Milliarden Euro (2021). 318 Personen zählt die Belegschaft, verteilt auf acht Filialen, es gibt einen SB-Standort. Das Geschäftsgebiet mit 125.689 Einwohnerinnen und Einwohnern umfasst Herzebrock-Clarholz, Langenberg, Rheda-Wiedenbrück, Schloß Holte-Stukenbrock und Verl. 197.000 Kundenkonten betreut die Kreissparkasse Wiedenbrück.