Kreis Gütersloh. Rund 50 Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse sitzen in der abgedunkelten Aula des Gymnasiums in Harsewinkel. Während draußen Sonnenstrahlen erste Frühlingswärme bringen, stehen die Jugendlichen in tropischer Hitze knöcheltief in Pazifikwasser – zumindest virtuell. Per 3D-Brille wurden die Schülerinnen und Schüler an diesem Vormittag um den Erdball auf die Fidschi-Inseln und weitere Orte teleportiert, um dort quasi hautnah die Folgen des Klimawandels zu erleben. Ergänzt wurden die virtuellen Reisen mit Informationen und Hintergründen zu Klimawandel und -anpassungen.
„Besonders stark können wir die Folgen des Klimawandels schon jetzt in der Arktis beobachten“, erklärt Fabian Kruse den Schülerinnen und Schüler, die auf Sitzkissen vor ihm sitzen. Kruse ist Geschäftsführer von Virtual Didactics, einem Unternehmen aus Nordhessen, dass es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Wissen über die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels auf besondere Art und Weise für Schülerinnen und Schüler zugänglich zu machen. Dazu nutzen Kruse und seine Kollegin Irina Grebien, die sich an diesem Tag gemeinsam um insgesamt 4 Gruppen á 50 Jugendlichen von Klasse acht bis zur Oberstufe kümmern, virtuelle Klima-Expeditionen. An jedem Platz in der Aula findet sich dazu eine 3D-Brille. Wer sich diese Brille aufsetzt, vor dem läuft ein Film ab. Anders als im Film, können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich allerdings selbstständig umschauen, können selber entscheiden, was genau sie in den Blick nehmen, während sie Gesprächspartnern lauschen und so die Atmosphäre ihres Reiseziels aufsaugen.
An diesem Vormittag begeben sich die Schüler auf ihrer ersten Reise nach Grönland, besuchen dort beindruckende und authentisch gefilmte Gletscher und treffen Wissenschaftler sowie Fischer. Die CO₂-freien Reisen rund um den Planeten sind für die Jugendlichen aber nicht nur Gelegenheit in weit entfernte Gegenden abzutauchen, sondern auch Möglichkeit zum Lernen. Jede Reise ist mit einer Aufgabe versehen: „Achtet bitte besonders darauf, wie sich das Leben für die Fischer verändert hat und welche Gründe das hat“, sagt Irina Grebien, bevor sich die Schülerinnen und Schüler die 3D-Brillen aufsetzen und sich anschließend zu Reise Nummer zwei im Fischerdorf Narikoso auf der Insel Fidschi wiederfinden. „Hier stand mein Haus, der Ort von dem ich dachte, dass ich dort mein ganzes Leben verbringen würde“, schildert ein Fischer in diesem 3D-Film den Schülerinnen und Schülern. So lernen die Jugendlichen Extremwetter-Ereignisse und ihre Folgen kennen – etwa, die Auswirkung, dass ganze Dorfgemeinschaften schon jetzt ihre Heimat verlassen müssen. „Diese Art von Präsentation ist für die Schülerinnen und Schüler etwas ganz neues“, erzählt Lehrerin Friederike Rausch. „Das macht diese Inhalte besonders spannend“, so Rausch. Tatsächlich tauchen die Schüler während der Reisen völlig ab in die virtuellen Reisen, lauschen gebannt den Gesprächspartnern und erarbeiten gemeinsam mit den Moderatoren Kruse und Grebien Lerninhalte für das Verständnis des Klimawandels.
Insgesamt machen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu vier Reisen auf. Neben Grönland und den Fischi-Inseln begleiten sie in Brandenburg einen Landwirt und hören, wie sich der Klimawandel auf die heimische Landwirtschaft auswirkt. Außerdem geht es zurück in die Arktis, um Wissenschaftler auf einem Forschungsschiff im eisigen Wasser vor den Svalbard-Inseln zu begleiten.
Diese spezielle Unterrichtseinheit rund Gletscher, Meeresströmungen, Extremwetter und Anpassung wurde aus Mitteln des Fonds „MINT für Kinder rund Jugendliche fördern“ unterstützt. In diesen Fonds zahlen Unternehmen aus dem Kreis Gütersloh ein, um vielfältige und prägende Unterrichtsinhalte zu ermöglichen, die im normalem Lehrplan nicht stattfinden können. Der Fonds wird verwaltet vom zdi-Zentrum pro MINT GT. Informationen für Unternehmen, die sich beteiligen möchten, oder zu Maßnahmen, die aus dem Fonds gefördert werden können, finden sich unter www.pro-mint-gt.de
Foto: pro Wirtschaft GT GmbH