
Passend zu den krachenden Schlagzeilen der Zeit ist das Programm der Spielzeit 2025/2026 am Theater Gütersloh aufgemacht wie eine Graphic Novel. Auf ein Motto wird wie immer verzichtet, der vielfarbige Inhalt spricht für sich und die schiere Anzahl von neuen Stücken und Choreografien verspricht eine Auseinandersetzung mit der Welt auf der Höhe der Zeit.
Highlights des Schauspielprogramms sind Gastspiele führender Häuser aus den Metropolen, darunter erstmalig die Schaubühne Berlin mit der Uraufführung „Changes“ von Maja Zade. In der Inszenierung von Thomas Ostermeier spielen Jörg Hartmann und Anna Schudt, beide auch bekannt als Ermittlerduo aus dem Tatort Dortmund (2012-2022). Ebenfalls zum ersten Mal kommt eine Inszenierung des jüngst verstorbenen epochemachenden Dramatikers und Regisseurs René Pollesch nach Gütersloh: „Ich weiß nicht was ein Ort ist, ich kenne nur seinen Preis (Manzini-Studien)“, so der vieldeutige Titel seines Stückes, das humorvoll-melancholisch nach dem „Knacks“ in uns fahndet und als Übernahme vom Schauspielhaus Zürich mit der Volksbühne Berlin nach Gütersloh reisen wird. Und das in Starbesetzung: Der von Tarantino bis Tatort bekannte mehrfache „Schauspieler des Jahres“, Martin Wuttke, wird in Gütersloh erwartet. An seiner Seite: Kathrin Angerer und Marie Rosa Tietjen. Vom Burgtheater Wien kommt mit „Peer Gynt“ von Henrik Ibsen ein in Gütersloh lange vermisster Klassiker der Theaterliteratur, inszeniert vom isländischen Erfolgsregisseur Thorleifur Örn Arnarsson mit Mavie Hörbiger in der Titelrolle.
Die Liste großer Namen von Schauspielerinnen und Schauspielern ist auch darüber hinaus lang, so kann sich das Publikum unter anderem auf Meret Becker, Katja Riemann, Katharina Thalbach, Martin Gebauer, Wolfram Koch, Oliver Mommsen, Götz Otto und Udo Wachtveitl freuen.
Zu den Autorinnen und Autoren der Uraufführungsinszenierungen gehören bekannte Namen wie Daniel Kehlmann („Nebenan“), Albert Ostermaier („Stahltier“), Martin Heckmanns („Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“) und Maja Zade („Changes“).
In der Sparte Tanz zeigt das Theater eine Arbeit des Star-Choreografen Akram Khan, der mit Gauthier Dance aus Stuttgart die Werkschau „Turning of Bones“ erarbeitet, während Marcos Morau und Aterballetto zu Ehren des großen italienischen Komponisten Ennio Morricone eine „Notte Morricone“ im Gepäck haben. Schließlich soll auch das Gastspiel der Batsheva Dance Company aus Tel Aviv mit „Momo“ von Ohad Naharin nachgeholt werden, deren im November 2023 geplante Vorstellung aufgrund der Situation in Israel abgesagt werden musste.
Gleich an zwei Abenden ist mit der brandneuen Produktion „Finale“ der stets umjubelten Familie Flöz Maskentheater zu erleben. „Beyond“ von Circumstances spielt mit Elementen des Neuen Zirkus, während die Performance „Geh zur Ruh‘“ des Theaterkollektivs äöü sich humorvoll mit der übermüdeten Gesellschaft auseinandersetzt.
Der Bereich Musiktheater reicht von prominent besetzten musikalischen Lesungen und Chansonabenden bis zur großen italienischen Oper von Puccini und Verdi. Ein besonderes Highlight verspricht das Gastspiel der gefeierten Chanteuse Katharine Mehrling zu werden, die gemeinsam mit den Bergischen Symphonikern ein Brecht/Weill-Programm zu Gehör bringen wird. Auch die Reihe „Taschentheater“ liefert mit dem biografischen Figurentheaterspiel „Der merkwürdige Herr Bruckner“ in Begleitung eines Streichquartetts einen Beitrag zu einer runden Musiktheater-Saison.
Weitere Produktionen im Taschentheater befassen sich mit Gewalt in Familie und Beziehung („Girls & Boys“) und Heinrich Heines Blick auf sein Heimatland („Deutschland. Ein Wintermärchen“). Aufgrund der großen Nachfrage wird auch der Monolog „Frida – Viva la Vida“ über Frida Kahlo nochmals zu sehen sein.
Im Boulevard-Theater treten mit den Hamburger Kammerspielen, dem Ohnsorg-Theater Hamburg und dem Renaissance-Theater Berlin gleich mehrere führende Häuser des Genres an. Nach längerer Abstinenz wird auch das St. Pauli-Theater mit der Inszenierung von Daniel Kehlmanns „Nebenan“ in der Regie von Intendant Ulrich Waller wieder dabei sein. Großes Musical kommt mit „Titanic“ vom Theater für Niedersachsen aus Hildesheim.
Im Programm für Kinder und Jugendliche findet sich eine große Vielfalt von Produktionen: leicht modernisierte Märchenklassiker („Der gestiefelte Kater“ und „Der Kleine Prinz“) kurz vor und nach Weihnachten, populäre Titel („Die drei ??? Kids – Der singende Geist“), und ganz neu zu entdeckende Geschichten („Koffer auf Reisen“, „Murmels Reise“, „Ohne dich, das geht doch nicht!“). Das Programm ist zielgruppengenau für verschiedene Altersgruppen konzipiert und beinhaltet auch unterrichtsrelevante Themen („Der zerbrochne Krug“, „Die Nibelungen“, englischsprachiges Theater).
In der Reihe „Panoramamusik“ kann man sich beim „Notfallkonzert“ mit dem Streichquartett des „Orchester im Treppenhaus“ seine persönliche Klassik-Infusion verabreichen lassen, mit „SLIXS“ ist eines der kreativsten A-Cappella-Ensembles der Szene vertreten, die norwegische Geigerin Ragnhild Hemsing präsentiert ein nordisches Programm auf Violine und Hardangerfiedel und mit dem „Aires Tropicales Quintet“ weht etwas karibisches Flair durch die Kammermusik.
Das traditionelle Neujahrskonzert mit der Westfälischen Kammerphilharmonie wird auch 2026 wieder stattfinden.
Die Nordwestdeutsche Philharmonie feiert ihr 75-jähriges Bestehen mit einem Auftragswerk an Gavin Higgins, als Solisten werden der Pianist Ronald Brautigam, der Perkussionist Colin Currie und das „sonic.art Saxophonquartett“ in der Reihe zu erleben sein. Für die Liebhaber der spätromantischen Orchesterliteratur ist die 5. Sinfonie von Gustav Mahler im Programm.
Die Reihe „Fokus Lied“ eröffnet erneut eine große Liedkunst-Bandbreite: von Duetten von Johannes Brahms und Robert Schumann über den im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts populären „Wagnerism“ bis hin zu Liedern von Hans Werner Henze.
An Hans Werner Henze führt im Jahr 2026 am Hans-Werner-Henze-Platz 1 naturgemäß kein Weg vorbei. Der 1. Juli 2026, sein 100. Geburtstag, wird mit einer „Fiesta Cubana“ in der Skylobby begangen: Eine Lesung aus dem erstveröffentlichten kubanischen Tagebuch wird mit verschiedenster Musik aus Kuba, Musik von Hans Werner Henze selbst und karibischen Cocktails gemixt. Am Wochenende darauf widmen der in Gütersloh aufgewachsene, aufstrebende Tenor Kieran Carrel und der renommierte Pianist Julius Drake, der Uraufführungspianist von Henzes „Gesänge aus dem Arabischen“, Hans Werner Henze ein Liedprogramm.
Die musikalische Welterkundung wird in der Reihe „Klangkosmos Weltmusik“ fortgesetzt. Erstmals vertreten sind Ensembles aus Wales, Flandern, Gabun, Aserbaidschan und Japan.
Die Fans von Swing, Grooves und Bluessound kommen bei vier Abenden mit „Swing’in Sky“ auf ihre Kosten. Die „Mojo Men“ machen mit Smokin‘ Blues, R’n’B und Americana den Anfang. Im Stil von Etta Mes oder Bessie Smith spielen „Mrs. King & Her Jewels“. Brazilian Groove kommt mit dem „Duo Elsa Flávio“ auf und die „South West Oldtime All Stars“ präsentieren die „Original-Hot5 Grooves“ in der Tradition von Louis Armstrong.
Natürlich spielt auch das Stadtjubiläum 200 Jahre Gütersloh eine wichtige Rolle.
Darunter fällt zum Beispiel die Spielzeit-Eröffnung am 6. September mit der Uraufführung „Der Posaunengeneral – Eine Auferstehung“ von Joachim Zelter, die sich mit Johannes Kuhlo (1856-1941), einem Gründervater der Posaunenchorbewegung in Deutschland, befasst. In der Regie von Theaterleiter Christian Schäfer werden auch einige Gütersloher Bürgerinnen und Bürger sowie der von Kuhlo gegründete Gymnasial-Posaunenchor des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums beteiligt sein. Ebenfalls im September wird die lang erwartete Comedyshow zum Stadtjubiläum „200 Jahre Gütersloh – und wie lange müssen wir noch?“ von Vox Rindvieh über die Bühne gehen. Bevor Ende Oktober mit der Ausstellung „Opera Meets New Media“ von Bertelsmann im Foyer ein weiteres Highlight im Jubiläumskalender der Stadt eröffnen wird. Ein Konzert aus der Reihe „Fokus Lied“ ist mit Liedern von Franz Schubert aus dem Jahr 1825 ebenfalls dem Stadtjubiläum gewidmet.
Das theaterpädagogische Angebot wird ebenso fortgesetzt wie die Kooperation mit der Bürgerbühne, die wieder mit zwei Produktionen vertreten ist.
Zur Sicherung der Qualität und der zahlreichen Saisonhöhepunkte konnten Drittmittel eingeworben werden. Unterstützt wird das Theater durch die Sponsorengemeinschaft KulturPLUS+ (Miele, Bertelsmann, Nobilia, Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold, Stadtwerke Gütersloh, Beckhoff Automation, Volksbank in Ostwestfalen), den Förderverein Theater in Gütersloh e. V., die Bürgerstiftung Gütersloh inkl. des Dr. Joachim Bauer-Kulturfonds und der Reinhart Müller Stiftung für Kultur und Denkmalschutz sowie dem Kultursekretariat NRW, Gütersloh.
Angesichts der angespannten Haushaltslage und der notwendigen Sparmaßnahmen aller städtischen Fachbereiche erhöht das Theater die Kartenpreise um jeweils 1,- bzw. 2,- Euro, wobei die dritte Kategorie davon ausgenommen bleibt, um den Eintritt niederschwellig zu ermöglichen. Die Preise der großen Abo-Reihen werden um 5,- Euro erhöht, sodass die prozentualen Ersparnisse sich für Abonnentinnen und Abonnenten nochmals vorteilhaft entwickeln. Erstmals werden alle Abonnements auch online angeboten. Damit gehört das Theater Gütersloh zu den Vorreitern in Deutschland.
Der Vorverkauf von Abonnements startet am Samstag, den 24. Mai 2025, 9.00 bis 14.00 Uhr, in der Tourist-Information Gütersloh, Berliner Str. 63, 33330 Gütersloh und online. Postalisch und per E-Mail eingegangene Abonnementbestellungen können erst am folgenden Arbeitstag bearbeitet werden (gültig nach Vorverkaufsstart).
Der Verkauf von Einzelkarten für die gesamte Spielzeit 2025/2026 startet am Samstag, den 28. Juni 2025, 9.00 bis 14.00 Uhr, in der Tourist-Information Gütersloh, Berliner Str. 63, 33330 Gütersloh. Unter theater-gt.de sind Theaterkarten ab dem 28. Juni 2025, 9.00 Uhr, auch online erhältlich. Am 28. Juni 2025 können keine telefonischen Vorbestellungen entgegengenommen werden. Telefonische Vorbestellungen sind ab Dienstag, den 1. Juli 2025 möglich.