Auf Anregung von Pfarrerin Anja Keppler ist die Künstlerin und Autorin Ntailan Lolkoki Anfang September zu Gast in der evangelischen Kirchengemeinde Versmold, um zwei Veranstaltungen zu geben.
Am Dienstag, 3. September, findet, um 19.30 Uhr eine Lesung im evangelischen Gemeindehaus an der Petri-Kirche mit ihr zu ihrem Buch: „Flügel für den Schmetterling“ statt.
Und am Mittwoch, 4. September, gibt Ntailan Lolkoki, von 15 bis 18 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus in Loxten in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Versmold, Ulrike Brunneke, ein Seminar für Menschen in helfenden Berufen und aus dem Ehrenamt.
Ntailan Lolkoki ist Künstlerin und Autorin und widmet sich der Aufklärung zum Thema FGMC. Dies ist das Kürzel für „female genital mutilation and cutting“ und meint die Beschneidung von Mädchen.
In ihrem Buch verarbeitet Frau Lolkoki ihre Kindheit und Jugend in Kenia, wo ihre eigene Beschneidung Teil ihrer Erfahrung war:
Die Massai Ntailan Lolkoki wächst in einem Dorf in der Nähe von Barsaloi im Norden Kenias auf. Mit zwölf wird sie nach den Traditionen ihres Stammes beschnitten und fühlt sich seither fremd in ihrem Körper. Als sie in Nairobi einen jungen Mann kennen lernt, folgt sie ihm nach Deutschland. Sie heiraten, die Ehe scheitert jedoch, denn Sex ist und bleibt für die genital-verstümmelte Frau ein Albtraum.
Nach der Trennung flüchtet Ntailan sich in die Glitzerwelt der Reichen, doch in ihrem Herzen ist es dunkel. Sie fühlt sich wie eine Fremde in ihrem eigenen Körper, ohne Gefühl für sich selbst. Ängste und Depressionen verfolgen sie, bis von der Möglichkeit einer Rückoperation für Opfer von Beschneidung (FGMC) hört.
Ntailan, die heute in Berlin lebt, wagt den Schritt und spürt erstmals das Glück einer Frau. Strahlend vor neuer Lebensfreude, entdeckt sie ihre Kreativität und beginnt ein Leben, in dem sie endlich Erfüllung findet.
Es kostet Mut, in dieser Weise mit dem eigenen Schicksal an die Öffentlichkeit zu gehen, gerade als Frau ihres Kulturkreises, denn sie bricht damit ein Tabu. Ntailan Lolkoki geht es aber nicht nur darum, auf die furchtbaren Folgen aufmerksam zu machen – sie will weitere Beschneidungen (FGMC) verhindern; vor allem aber möchte sie anderen Frauen mit diesem Schicksal Mut machen, sich über die Möglichkeiten zu informieren, wie man die furchtbaren Verletzungen heute rückoperieren kann.
Bei der Lesung steht ihr Buch im Mittelpunkt der Veranstaltung.
In dem Seminar für Menschen aus Kita, Grundschule, sozialer Arbeit und für Menschen im Ehrenamt beleuchtet Frau Lolkoki am Tag nach der Lesung das Thema FGMC, denn diese Personen haben den Schutzauftrag, Mädchen vor genitaler Beschneidung (Gewalt) zu bewahren.
Mit der Migration kommt das Thema der weiblichen Genitalbeschneidung leider auch zu uns nach Deutschland. Für Menschen in helfenden Berufen und ehrenamtlich Tätige ist es wichtig, das Thema zu kennen, um es erkennen zu können, denn betroffene Frauen leben nicht sichtbar unter uns, da das Thema tabuisiert wird.
Im Gespräch mit Ntailan Lolkoki werden die unterschiedlichen Traditionen der Beschneidung und deren Folgen erörtert, denn beschnittene Frauen führen Zeit ihres Lebens auch ein beschnittenes Leben.
Wie kann ich als Helfende das Thema ansprechen? Mit welcher Bedeutung schauen Frauen aus betroffenen Ethnien auf das Thema? Wie kann ich mit dem Tabu, darüber zu reden, umgehen? In der Begegnung mit Frau Lolkoki als Betroffene und Reformerin, die sowohl die Beschneidung als auch die Rekonstruktion erlebt hat, können unterschiedliche Fragestellungen zu diesem Thema erörtert werden.
Karten für die Lesung gibt es in der Buchhandlung Krüger, Telefon 05423 2801 und der Stadtbibliothek, Telefon 05423 49776.
Anmeldungen für das Seminar werden von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Versmold entgegengenommen, telefonisch unter 05423 930207 und online:
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